Interview mit Absolventin
Für Dr. Sonja Vilei konnte der Studiengang Ökotrophologie durch seine tendentiell praktische Ausrichtung punkten. Nach ihrem Diplom-Abschluss machte sie sogar noch den Master und promovierte schließlich. Langweilig ist ihr das Fach während dieser Laufbahn nicht geworden.
Irgendwann muss sich jeder entscheiden, wie es nach der schulischen Ausbildung weitergeht. Was gab bei Ihnen den Anstoß, Ökotrophologie zu studieren?
Ursprünglich wollte ich nach meiner Krankenschwesterausbildung Pflegemanagement studieren, allerdings habe ich die Ausbildung abgebrochen und mich dann doch entschieden, gleich zu studieren. Zur Debatte standen neben der Ökotrophologie bzw. den Ernährungswissenschaften auch Biologie. Das Studium der Ökotrophologie war für mich dann aber eher mit „praktischen“ Dingen verbunden, wohingegen Biologie mir eher vage erschien hinsichtlich der späteren Möglichkeiten. Diese eher praktische Ausrichtung hat dann schließlich den Ausschlag gegeben, auch für ein Studium an der Fachhochschule.
Gab es rückblickend negative oder positive Überraschungen? Zum Beispiel Inhalte, die Sie in diesem Studiengang nie erwartet hätten?
Negative Erlebnisse hingen eher damit zusammen, dass die Prüfungsordnung gerade überarbeitet wurde und wir eine „Zwischenprüfungsordnung“ hatten, die weder für die vor uns noch für die nach uns galt. Und in dem Zusammenhang haben einige an sich interessante Professoren die FH verlassen und das System wurde immer mehr verschult. Den Aspekt fand ich schade, da ein Studium für mich mehr sein soll, als Schule. Inhaltlich wurde aber dennoch ein breites Spektrum abgedeckt, das ich so gar nicht erwartet hatte. (Wobei das wieder die Gefahr birgt, sich zu verzetteln, aber das nicht zu tun ist eben Teil des Lernprozesses.)
Naturwissenschaftliche Kenntnisse gehören zum Studium der Ökotrophologie einfach dazu. Würden Sie sagen, dass man darin schon während der Schulzeit ein Ass gewesen sein muss, um den Stoff während des Studiums zu bewältigen?
Interesse an diesen Fächern ist sicher notwendig, sonst macht das Studium ja keinen Spaß. Und vermutlich war man dann auch schon in der Schule in diesen Fächern ganz gut (zumindest war das bei mir so). Allerdings konnte ich mit allgemeiner Chemie in der Schule nichts anfangen, hatte mit Lebensmittelchemie aber weniger Schwierigkeiten, da es ja viel zielgerichteter war.
„Ich bin Ernährungswissenschaftlerin, esse aber trotzdem alles!“ - könnte dieser Satz so oder so ähnlich von Ihnen stammen, oder beeinflusst Ihr Fachwissen auch Ihre privaten Gewohnheiten?
Mein Wissen bzw. die Auseinandersetzung mit dem Thema sorgt sicher dafür, dass ich NICHT alles esse. Dieses Interesse war aber schon vorher da, und ich war auch vor dem Studium schon Vegetarierin, und später zeitweise auch Veganerin. Inzwischen esse ich aber wieder geringe Mengen Fleisch und Wurst (und Käse).
Fiel es Ihnen leicht, nach dem Studium beruflich Fuß zu fassen?
Kann ich schlecht beantworten, da ich nach dem Diplom gleich einen Master in Irland drangehängt habe. Da der Master damals in Deutschland noch etwas Neues war, habe ich bei Bewerbungen später auch skeptische Reaktionen erlebt (inzwischen hat sich das gewandelt). Kommilitoninnen von mir hatten zum Teil Probleme, da sie „nur“ einen FH-Abschluss hatten, was auch nicht immer gern gesehen war. Generell würde ich sagen, dass man als Ingenieur schneller in (mehr) Lohn und Brot kommt, aber es kommt ja nicht nur darauf im Leben an.
Abschließend: War Ihre Studienwahl goldrichtig oder würde Sie rückblickend doch etwas anderes mehr reizen?
Mir fallen immer noch Dinge ein, die ich auch hätte machen können, da ein Leben einfach nicht für alle Interessen ausreicht. Aber diese wären vermutlich ähnlich, zum Beispiel das Studium der Biologie oder Umweltwissenschaften. Oder auch, ganz anders, eine handwerkliche Lehre. Aber ich bereue meine Wahl mitnichten und finde die Fachrichtung nach wie vor sehr spannend.